TUMMESCHEIT HISTORISCHE BESCHLÄGE

Herstellung von historischen Beschlägen für Fenster und Türen 10 11 STILRICHTUNGEN Als langjähriger Produzent von Baubeschlag- Replikaten konnten wir einige Erfahrung in der geografischen und stilistischen Bestim- mung von historischen Beschlägen gewinnen. Dies ist nicht immer einfach, da es im Internet unseres Wissens nach keine Bestimmungshil- fen zur Klassifizierung von Baubeschlägen gibt. Fachliteratur zu diesem Thema ist selten. Verwirrungen stiften in vielen Fällen Historis- mus-Beschläge aus den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Eine Zeit, in der man sich gerne auf Stilelemente vergangener Epochen bezog. Zum Teil ist es daher schwierig, zuver- lässige Zuordnungen zu schaffen. Diese Epoche nennen wir inzwischen Histo- rismus. Diese Produkte werden abwertend als „gründerzeitlich“ bezeichnet. Heute würdigen Denkmalschützer diese Zeit vor allem wegen der hervorragenden handwerklichen und in- dustriellen Qualität. Bei den Beschlägen von Renaissance bis Klas- sizismus gibt es erhebliche Unterschiede durch regionale Herkunft. So sind z. B. Barock-Be- schläge aus demkatholischen, habsburgischen Süden üppiger und unterscheiden sich von den eher strenger gestalteten Varianten aus dem protestantischen Norden. Manmuss weiterhin berücksichtigen, dass Stil- richtungen, in den Metropolen entstanden, in entlegenen ländlichen Regionen über den ei- gentlichen Zeitraum einer Epoche hinaus zu finden sind. Alle Stilrichtungen haben verschie- dene Ausprägungen nach Nationen, jedoch sind diese nicht klar voneinander abgrenzbar. Für unsere Zuordnungen übernehmen wir kei- ne Gewähr, es sei denn, wir wissen aus welchem Gebäude sie stammen. Begründete Korrektu- ren aus Fachkreisen nehmen wir dankbar an. Eine Gruppierung nach Stilepochen haben wir auf den folgenden Seiten immer in Bezug auf von uns ausgestatteten Objekten vorgenom- men. Sie erheben nicht den Anspruch auf ab- solute Gewissheit. GOTIK UND NEOGOTIK BESCHLÄGE Die gotische Bautechnik folgte auf die Romanik und wurde um 1280 in Frankreich entwickelt. Auf die Gotik folgte die Renaissance. In Deutschland wurde die Gotik im 19. Jahr- hundert, unter anderem durch den Einfluss Goethes, als Nationalstil betrachtet und erfreu- te sich in der frühen Phase des Historismus, der sogenannten Neo- oder Neugotik, großer Beliebtheit. Die Formensprache der Neogotik orientiert sich am Mittelalter. Ihr zentrales Gestaltungsele- ment ist, wie schon in der Gotik, der Spitzbogen. Während der Neogotik wurden ein paar original gotische Bauwerke, wie der Kölner Dom, vollen- det und dabei idealisiert. Viele Entwürfe Schin- kels orientieren sich an gotischen Vorbildern. Replikate original gotischer Beschläge sind bei uns noch nicht angefragt worden. Wir erhalten aber des Öfteren neogotische Vorlagen, um sie zu reproduzieren. So haben wir unter anderem für den Schweri- ner Dom, die St. Johannes Kirche in Göttingen und für den Magdeburger Dom - das älteste go- tische Gebäude Deutschlands - Reproduktionen nach neogotischen Originalen hergestellt. » Schweriner Dom » Zeichnungen: gotische Beschlagselemente » Magdeburger Dom

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